Thư từ Hamburg CHLB Đức

Submitted by haiduong on Tue, 04/14/2015 - 19:23

Bức thư từ Hamburg CHLB Đức: Thưa Đại tá Hải,
Today I have very good news for you:
– today on Saturday, April 11th, 2015, the German daily “neues deutschland” has published a German-language interview with German chess teacher Juergen Woscidlo. Who has introduced CO TU LENH in his classes of chess and THE CHILDREN DO LOVE THAT GAME.
Tôi vui mừng báo tin cho ông: Hôm nay Thứ Bảy 11 Tháng Tư, 2015, báo “Neues Deutschland” CHLB Đức đã công bố một cuộc phỏng vấn bằng tiếng Đức với giáo viên cờ quóc tế Đức Juergen Woscidlo. Người đã giới thiệu Cờ tư lệnh trong lớp học của mình, và tình yêu của học trò với môn cờ đó.
Trong ảnh: Giáo viên cờ quốc tế Đức Juergen Woscidlo với con gái Mina bên bàn cờ tư lệnhIMG_000301duc

 

 

iSCHACH MODERN WIE IN VIETNAM – AN EINER HAMBURGER SCHULE LERNEN DIE KIDS, WIE DAS GEHT

Der Vietnamkrieg, dessen Ende sich am 30. April 2015 zum 40. Mal jährt, war das dominierende Narrativ in den 1960-er und 1970-er Jahren, löste die Studentenrebellion aus und ließ Rockmusiker wütende Songs schreiben. Und mit einiger Verspätung findet der Konflikt von damals nun sogar Eingang in die Gegenwartskultur der Brettspiele: Der heute 83-jährige Oberst a. D. Nguyen Qui Hai aus Hanoi hat seine Erfahrungen, die er einst an der Front sammelte, in die Kreation einer neuen Schachversion einfließen lassen. Der rüstige Exmilitär, der nach seiner aktiven Dienstzeit als Soap-Opera-Produzent und Pop-Komponist reüssierte, promotet aktuell sein “Co Tu Lenh”, übersetzt: “Kommandeursschach”, mit landesweiten Turnieren und in einem eigenen Blog (https://haiduongblog.wordpress.com). Und mittlerweile darf er sogar einen norddeutschen Schachlehrer zu seinen Supportern zählen: Der 49-jährige Altenpfleger Jürgen Woscidlo, der an der Integrativen Grundschule Grumbrechtstraße in Hamburg-Heimfeld im Nebenberuf den Kids die Kunst des Mattangriffs beibringt, hat in seinen Lehrplan das Vietnamschach aufgenommen. Der Hamburger Autor René Gralla fragt nach.

RENE GRALLA: Der Vietnamimport Co Tu Lenh wirkt sehr militärisch, mit Flugzeugen und Raketen und Panzern. Ist das nicht viel zu aggressiv für den Schulunterricht?

JÜRGEN WOSCIDLO: Nein. Wird eine Partie ausgetragen, tritt rasch in den Hintergrund, welche verschiedenen Einheiten einer modernen Streitmacht von den Steinen konkret auf dem Brett repräsentiert werden. Niemand ergötzt sich etwa daran, die andere Partei in Grund und Boden zu bomben; alle konzentrieren sich auf Strategie und Taktik und abgestimmtes Vorgehen der einzelnen Truppenteile. Wir begreifen das Kommandeursschach eben als echten Teamsport, der Kooperation unter Mädchen und Jungen fördert. Teilnehmer, die nicht auf Partnerschaft setzen, sondern Allmachtsphantasien auszuleben versuchen, werden unweigerlich scheitern.

R.GRALLA: Na gut, aber nach Friede, Freude, Eierkuchen sieht dieses Co Tu Lenh wirklich nicht aus.

J.WOSCIDLO: Klar, aber wer beim Schach unbedingt kuscheln will, der hat sich so oder so das falsche Spiel ausgesucht. Schließlich dürfen Sie nicht vergessen: Der  hierzulande übliche Klassiker mit seinen vordergründig wenig martialischen, sondern beinahe rührend altmodisch anmutenden Figuren à la Läufer, Springer oder Turm geht in Wahrheit zurück auf einen indischen Prototyp, der durchaus noch Elefanten, Reiter und Wagen kannte und entsprechend die Miniaturausgabe einer historischen Armee auf dem Subkontinent vor anderthalb Millennien war. Heute, zu Beginn des dritten Jahrtausends, lässt sich schwerlich leugnen, dass traditionelles Schach insofern die Realität längst nicht mehr widerspiegelt, jedenfalls ist das die Position von Oberst Hai, der das neue Vietnamschach entwickelt hat. Und der Mann spricht aus Erfahrung, wie er mir per Email mitgeteilt hat: Während der Kämpfe 1972 um Quang Tri, als der Vietnamkrieg in seine Schlussphase eintrat, musste der junge Offizier Nguyen Qui Hai die verheerenden Auswirkungen feindlicher Luftüberlegenheit erleben. Das wollte er in eine realitätsnahe Spielversion einbringen: Sein Co Tu Lenh transferiert Schach in die Gegenwart, und das finde ich legitim.

 

R.GRALLA: Sie haben eingangs davon gesprochen, dass sich die Schüler im Team am Brett das Co Tu Lenh messen. Wir haben bisher gedacht, dass Schach doch eigentlich ein Zweier-Duell ist …

J.WOSCIDLO: … korrekt, aber das ist eben ein von mir leicht veränderter Austragungsmodus. Jeweils zwei Kinder bilden ein Duo und bestreiten gemeinsam den Wettkampf. Die Schüler sollen ihre Fähigkeiten bündeln, eigene Gedanken formulieren und einbringen.

 

R.GRALLA: Außerhalb Vietnams führen selbst Spezialanbieter das Co Tu Lenh noch nicht im Angebot. Wie haben Sie das Spiel ausgegraben?

J.WOSCIDLO: Das verdanke ich einem Bericht, der vor drei Jahren in einer Berliner Tageszeitung erschienen ist. Ich nahm Kontakt auf mitOberst Hai, und von ihm hat unsere Schule anschließend mehrere Sets erhalten. Mein Schachunterricht profitiert davon: Die Stunden, wenn Co Tu Lenh dran ist, werden immer besonders lebendig, und das ist auch kein Wunder bei einem Szenario, zu dem – und das ist kein Witz! – sogar Schiffe gehören. Schließlich weist der Spielplan nicht nur einen Fluß, sondern auch ein ausgedehntes Seegebiet auf. Baue ich das Kommandeursschach auf, wissen alle: Das Spiel hat Power, gleich geht es zur Sache. Und das lieben die Kinder!

 

R.GRALLA: Neben dem vietnamesischen Co Tu Lenh unterrichten Sie auch das japanische Schach “Shogi” und andere exotische Sachen, ich nenne exemplarisch Chinas “Xiangqi” und Thailands “Makruk”. Warum? Reicht Ihnen nicht das Standardspiel?

J.WOSCIDLO: Schach ist so bunt wie das Leben auf unserem Planeten, und diese kulturelle Vielfalt manifestiert sich in den verschiedenen Varianten, die sich weltweit entwickelt haben. Nehmen wir Japans Shogi, das erzählt die Geschichte des Kaiserreichs. Schließlich war der Shogun Tokugawa Ieyasu, der die Nation nach seinem Sieg bei Sekigahara 1600 befriedet hat, ein Förderer des Nipponschachs und hat das Spiel 1612 in den Rang eines staatlich geförderten Profisports erhoben. Und ein zentrales Feld auf dem Brett heißt “Tennozan”, in Anlehnung an eine wichtige Schlacht, die am besagtem Berg auf dem Höhepunkt der Einigungskriege 1582 ausgefochten wurde. Mit solchen Hintergrundgeschichten reichere ich den Lehrstoff an, so dass Schach an der Grumbrechtstraße immer auch Geschichts- und Kulturunterricht ist.

 

R.GRALLA: An manchen Schulen laufen Versuche, das königliche Spiel an den Mathematikunterricht anzukoppeln, bundesweit bekannt ist das Hamburger Projekt “Schach statt Mathe”. Verstehen Sie sich als Vertreter eines erweiterten Modells? Wollen Sie nicht im Mainstream mitschwimmen, sondern Schachunterricht ausbauen zur interaktiven Kulturlehre, Erdkunde und Geschichte inklusive?!

J.WOSCIDLO: Soll Nachhaltigkeit das Ziel sein, darf das Konzept nicht verengt werden auf das Altbekannte. Höchstens eine Minderheit der Schüler träumt davon, Schachgroßmeister zu werden. Und vielen anderen ist es völlig egal, ob sie große Fortschritte machen am Brett; die wollen einfach mal etwas ausprobieren, das reicht ihnen. Durch die Vielfalt der Möglichkeiten, die das Schachuniversum bietet, bleibt mein Unterricht spannend. Ich verwandele das Spiel in eine Reise, die nie endet, durch andere Zeitzonen und fremde Kulturen. Hier erleben die Kinder ständig neue Abenteuer – und das beim Schach! -, und das fördert kreative Köpfe.

 

R.GRALLA: Momentan sind Sie in Deutschland ein echter Pionier, Co Tu Lenh können die Schüler bis dato allein in Hamburg-Heimfeld lernen. Ihre Pläne für die Zukunft?

J.WOSCIDLO: In Vietnam hat sich Kommandeursschach zum Renner entwickelt. Turniere werden in Saigon ausgetragen, Schulklassen versammeln sich auf offener Straße um die Bretter, und das Fernsehen berichtet. Ein Wettkampf per Internet zwischen der Grumbrechtstraße und einer vietnamesischen Auswahl wäre eine tolle Sache. Nach dem Vorbild ähnlicher Aktionen in anderen Schachvarianten, die ich organisiere: zum Beispiel ist vor einem guten Monat in Chinas Xiangqi per Internet bereits die dritte Runde im Hamburg-Taipeh-Cup gelaufen, unsere Schüler haben sich im virtuellen Raum mit Altersgenossen eines taiwanesischen Klubs getroffen. Aktuell fehlt leider die Software, um etwas Vergleichbares im Co Tu Lenh zu stemmen, aber dem Vernehmen nach arbeitet der Erfinder daran.

R.GRALLA: Sie korrespondieren regelmäßig mit Oberst Hai. Wie tickt dieser Mann?

J.WOSCIDLO: Wenn alle 80-jährigen so umtriebig wären wie Oberst Hai, dann würden wir Altenpfleger arbeitslos sein. (lacht)

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